„Erschließung Theresienturm“ – Heilbronner Bürgerstiftung startet Spendenaktion

Der Theresienturm ist ein Mahnmal  in Heilbronn, das ein Dasein deutlich abseits seiner Bedeutung fristet. Für tausende Heilbronner Frauen, Männer und Kinder war er Lebensretter in den zahlreichen Bombennächten des Zweiten Weltkrieges, nach dem Krieg Unterkunft für Wohnungslose und Flüchtlinge. Seit 1951 ist er nicht mehr öffentlich zugänglich. Dies möchte jetzt die Heilbronner Bürgerstiftung in enger Kooperation mit dem Stadtarchiv Heilbronn und dem Hochbauamt Heilbronn ändern, um das Innere des Turmes vor allem auch für die Jugend öffentlich zugänglich machen. Der Erschließungsbau entsteht in enger Zusammenarbeit vom Hochbauamt Heilbronn und Joos Keller Architekturbüro. „Mit einer Spendenaktion möchten wir ausreichend Mittel beschaffen, um einen neuen Zugang zu bauen. Ab 2019, zum 75. Jahrstag des schrecklichsten Angriffs am 4. Dezember 1944, soll der Turm durch seine Erschließung und durch Präsentationen mahnen, erinnern und zum Denken anregen“, nennt Karl Schäuble, Vorstandsvorsitzender der Heilbronner Bürgerstiftung, den Anlass der Aktion. Durch die Sprengung der Zugangsrampe bewahrte der Turm im Inneren sein originales und weitgehend unverfälschtes Erscheinungsbild – bis heute. Ein einzigartiges Denkmal aus der Epoche des Zweiten Weltkriegs! Der offizielle Bauantrag für die geplante Erschließung wurde bereits beim Planungs- und Baurechtsamt der Stadt Heilbronn eingereicht.

Über eine Rampe wird der Turmzugang in acht Metern Höhe erschlossen. Aussagekräftige Info-Tafeln spiegeln die Geschichte des ehemaligen Flakturms wider. Die Heilbronner Bürgerstiftung setzt auf die finanzielle Unterstützung von Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen, um diese rund 250.000 Euro teure Erschließung realisieren zu können. 60.000 Euro wird die Stiftung aus ihrem eigenen Vermögen dazu beitragen. Die Stadt Heilbronn steuert zahlreiche Leistungen verschiedener Ämter und Einrichtungen, wie die Projektsteuerung durch das Hochbauamt, zum Gelingen bei. Zudem gestaltet die Stadt Heilbronn das Gelände um den Turm neu und legt dieses auch an. Mit ihrem „Bürgerbrief“, der am 20. Januar in der Stadtausgabe der Heilbronner Stimme beiliegt und ab kommender Woche unter www.heilbronner-buergerstiftung.de als pdf abgerufen werden kann sowie über die eigens eingerichtete Internetpräsenz www.theresienturm.de stehen Interessierten detaillierte Informationen zur Verfügung.

 „Das weitgehend originale und unverfälschte Innere berührt und macht nachdenklich“, betont Karl Schäuble. Deshalb sei es wichtig, diese Eindrücke durch einen neuen Zugang zu ermöglichen. Die neue Erschließung zeigt sich als klarer geometrischer Körper. Sie steht als schlanke Form abgerückt vom Turm entlang der Theresienstraße. So bleibt der denkmalgeschützte Hochbunker in seinem Äußeren unberührt -  bekommt aber eine markante Erweiterung. Eine Rampe im Inneren des Erschließungskörpers ermöglicht dem Besucher einen bequemen Aufstieg zum Turmeingang in rund acht Metern Höhe. Gerade ältere Menschen profitieren von diesem erleichterten Zugang.

Der Eingang zum Erschließungsbau befindet sich auf der Süd-West-Seite des Bauwerks. Von dort gelangt der Besucher über eine verschließbare Fassadentür zum Startpunkt der Rampe. Dreieinhalb Läufe - jeweils 14 Meter lang - führen in die Höhe. In den Kehren ergeben sich Ausblicke auf den Turm oder über die Theresienwiese.

Die neue Erschließung wird zirka 16 m lang und 3 m breit. Sie besteht aus zwei neun Meter hohen Stahlbetonstützen, die über Stege – ebenfalls aus Stahlbeton – miteinander verbunden sind. Als robuste äußere Hülle wird ein gelochtes Blech oder ein Stahlnetz angebracht. Das metallische Fassadenmaterial reflektiert die Farben der warmgrauen Betonflächen und der rotbraunen Natursteinverkleidung des historischen Turms.   

Der Turm, der bis 2016 „General-Wever-Turm“ hieß, wurde ein Jahr nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs an der Theresienwiese als Luftverteidigungsturm fertiggestellt. Die Wehrmacht hatte ihn errichten lassen, um Heilbronn gegen Luftangriffe zu verteidigen. Eine Flugabwehrkanone auf dem Dach sollte angreifende Flugzeuge bekämpfen. Die Mannschaftsräume im Inneren waren für eine Besatzung von knapp 250 Mann ausgelegt.

Der knapp 29 Meter hohe Turm mit 1,40 Meter dicken Außenwänden gehört zu der seltenen Bauart „Dietel“; charakteristisch war die innere Erschließung über eine entlang der Außenwand laufende Schneckenrampe. Der zehngeschossige Turm war autark: Ein Stromaggregat konnte ihn mit Elektrizität versorgen, ein Brunnen lieferte Wasser, eine Gasschleuse verhinderte das Eindringen von Gas.

Als die Luftangriffe auf Heilbronn zunahmen, wurde der Turm für die Allgemeinheit geöffnet. Bis zu 1000 Menschen konnten hier Zuflucht finden, auch beim großen Angriff am 4. Dezember 1944. Die Menschen campierten in diesen Wochen auf der Schneckenrampe. Viele Anwohner verließen den Turm nur, um etwas zu Essen zu holen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bot der Turm Schlafstellen für viele Menschen auf der Durchreise, auf der Flucht, ohne Obdach. Tausende waren unterwegs – entlassene Soldaten, ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, Wohnungslose, Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten.


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